6. Mittwochsradlertour 2017: „Genussradeln“ am Mainradweg
Was hatten wir uns alle vorher noch für Sorgen gemacht … Was würde sich der Radlergott diesmal für Unbilden ausdenken um die armen Bischofsheimer Radler auf ihren Radel-Willen hin zu prüfen?
Sollte es wieder die Hitze sein, wie auf der legendären „Tour brûlé“? Oder wird es wieder Wasser wie bei der „Tour Platsch-Nass“ vor einem Jahr? Oder würden uns diesmal gar die Winde einer Prüfung unterziehen?
Starkregen und Sturm wüteten jedenfalls einige Tage vor Tour-Start im Lande und erzeugten nachts in den Betten bestimmt die ersten Albträume bei den armen Bischofsheimer Radlern. Aber es half alles nichts, der Starttag der Tour rückte näher und neun Radler und eine Radlerin sowie Gabi und Lydia, unsere bewährte Begleitbus-Crew, wagten es auch diesmal wieder den Urgewalten zu trotzen.
1. Tag: Mit dem Bus nach Bamberg und dann mit dem Rad auf dem Mainradweg nach Fahr
Und dann endlich der Starttag – aber was war denn das??? Kein Regen! Kein Sturm! Kaum Wind!
Und auch noch angenehme Radel-Temperaturen!
Während der Busfahrt nach Bamberg, die noch dazu fast Stau frei verlief, hatten wir alle Zeit, diese Zeichen zu deuten und zu versuchen, unsere diesmalige Aufgabe des Radlergottes für die Tour zu ergründen.
Aber was wir auch ersannen, als wir dann am Startpunkt kurz vor Bischberg angekommen waren, hatten wir immer noch keine rechte Vorstellung welche Prüfung er uns wohl diesmal auferlegen wollte.
Also „Folge dem Mainradweg und alles ist gut!“ – so musste seine genaue Aufgabe wohl lauten.
Denn solange wir dieser Aufgabe wortgenau folgten, war es „Genussradeln“ pur.
Aber dazu später mehr …
Die Fahrräder waren schnell abgeladen und los ging es wie befohlen nun immer den Main hinab.
Aber was war da mit uns jetzt für eine Gruppe von Exoten unterwegs? Wagten es doch tatsächlich diese Bischofsheimer Verrückten diesen „anstrengenden Trail“ ohne das richtige Equipment anzugehen. Zu dieser Erkenntnis musste man zwangsläufig kommen, wenn man darauf achtete wer bzw. mit was einem einer so entgegen kam oder wen bzw. was man überholte.
Denn dieses schwierige Terrain ohne ein E-Bike angehen zu wollen schien vermessen. Gut nur, dass unser Niko mit seinen 82 Jahren so weise ist, den Zeichen der Zeit zu folgen und elektrisch unterwegs war. Somit konnte wenigstens nicht die gesamte Bischofsheimer Gruppe als besessene Verrückte abgestempelt werden.
Die Strecke war ja aber auch anspruchsvoll. Ständig bergab gehend, rollte es fast von selber, aber immer wieder kamen Kurven und Haken, Brücken und Straßenüberquerungen, die einen unglaublich anstrengenden neuen Antritt erforderlich machten.
So gefordert wurde es nun schon Zeit sich Gedanken über die Mittagsrast zu machen. Aber da war Bert schon bestens vorbereitet. Die Brauerei Göller in Zeil am Rhein war sein Ziel. Quasi durch den Hintereingang kamen wir in einen sehr schönen Biergarten. Und bei guten Getränken und Radler-mäßigen Portionen konnte sich jeder von den ersten Strapazen dieses Trails erholen.
So gestärkt kamen wir nun gut voran – fast zu gut, denn „Wenn wir in dem Tempo weiterradeln, kommen wir kurz nach drei im Hotel an“ so Bert.
Dem sollte aber nicht so sein – ca. 10 km vor dem Hotel wurde die wilde Fahrt gestoppt. Michael litt an akuter „Unterhopfung“.
Beim Versuch der Linderung stellte sich aber nun heraus, dass die Rad-Karte, die die Bus-Crew nutzte, veraltet war. Der Radweg verlief jetzt schlicht auf der anderen Mainseite. Wir waren also rechts, der Bus links des Mains. Und die Begleit-Crew saß schon in einem Biergarten und WIR? – Also was tun?
„“Wir können doch in Wipfeld übersetzen und dann sind es keine 2 km zurück in den Biergarten, wo uns die Bus-Crew erwartet“.
Also unglaubliche 4 km zusätzlicher Umweg um der Unterhopfung zu entgehen? Kein Problem für die Bischofsheimer Radler! Schon bald saßen wir also wieder in gemütlicher Runde im Biergarten und so konnte das Hopfenreservoir wieder gut aufgefüllt werden. So bestens gerüstet konnte es nun auf die letzten langen, gut 10 Kilometer bis zum Hotel gehen.
Aber dann, nach 85 Tageskilometern, doch noch der Schreck bei der Ankunft im Weingut Braun. Durch einen Stornierungsfehler, verursacht durch die Absage eines Mitradlers, gab es statt der 5 Doppel und 2 Einzelzimmer nur 4 Doppel und 2 EZ – eins fehlte also. Was NUN ???
Aber kein Problem! Ein Einzelzimmer konnte in ein Doppelzimmer umgewandelt werden und das fehlende Einzelzimmer konnte in einem externen Hotel gefunden werden. Gut für die Stimmung, denn Dieters Stories von der alten Vermieterin und ihren Hasen waren Thema Nummer Eins an diesem Abend, der bei gutem Essen und guten Getränken in gemütlicher Runde geruhsam ausklang.
2. Tag: Von Fahr nach Karlstadt
Nach einem guten Frühstück ging es dann um 9 Uhr los. Mit einer geplanten ersten Rast in Volkach am Rathaus. Dominiks Bremsen brauchten neue Beläge und die sollten beim hiesigen Radhändler gekauft und eingebaut werden. Wir fuhren nur langsam und vertrieben uns dann die Zeit am Rathausplatz mit Fotografieren. Aber Dominik und Martin kamen nicht. Wir fuhren zum Ortsausgang wo sie eh vorbeikommen mussten – nichts. Nach und nach wollten einzelne wissen, wo sie blieben und fuhren zum Laden. Unsere Gruppe lichtete sich zusehends denn keiner kam zurück. Als es anfing bedenklich zu werden, da kam dann endlich der Pulk.
„Die haben für 15€ gleich noch die komplette Inspektion gemacht“ strahlt Martin. Na gut, aber nur 6 km in 5/4 Stunden geschafft, wo heute doch immerhin gute 90 km bis Karlstadt zu radeln sind …
Aber dann lief es super – irgendwie war das heute gefühlt die Rennstrecke der Tour.
Bester Belag, gefühlt nur bergab – es rollte und so waren wir bereits zur Mittagszeit wieder gut im Plan. Die Mittagspause verbrachten wir in einer Bäckerei, die zum Verweilen einlud. Bei Flammkuchen, Mini-Pizza, Frikadellen-Brötchen oder einem Stück Kuchen fand jeder die für ihn passende Stärkung. Somit ging es wohl gestärkt in den zweiten Abschnitt für diesen Tag.
Und auch diesmal waren wir wieder zu schnell „Wir wären zu früh im Hotel“ so Bert. Was also tun? Alles kein Problem, denn auch heute fanden wir wieder einen Biergarten, der für die nötige Verzögerung sorgte.
Und so kamen wir pünktlich in Bürgstadt an. Doch was war das ???
Die Stadt im Ausnahmezustand – Volksfest!
Das hatte keiner gewusst und auch das Hotel hatte Bert am Telefon nix davon gesagt.
Unser Hotel „Der Fehmelbauer“ hatte heute nämlich wegen des Volksfestes keine Bewirtung für uns – sondern versorgte nur seine eigenen Feststände.
Und Sitzplätze draußen kriegen? Kein Gedanke – alles belegt oder reserviert. Unmut kommt auf und das, wo Bert das Essen beim “Fehmelbauer“ so gelobt hatte.
Na gut, wir können dann doch drinnen sitzen und uns draußen an den Ständen was holen. So kam dann noch jeder zu einem leckeren Abendessen – Auswahl gab es ja schließlich genug. Und auch der Wein mundete dann bald, auch wenn man ihn selber holen musste.
Und am Ende waren wir dann doch froh, dass wir drinnen sitzen konnten, denn abends gab es noch einen richtig heftigen Schauer. Aber wir saßen ja im Trockenen und konnten so den Abend in gemütlicher Runde genießen.
3. Tag: Von Karlstadt nach Bürgstadt
Es begann der vorletzte Tag der Tour und der erste 100er stand auf dem Plan. Der Regen hatte sich zum Glück ausgetobt und so ging es trocken los. Ganz so rennmäßig wie am Tag vorher war der Belag des Radweges heute nicht mehr, aber dafür ging es ja immer noch gefühlt nur bergab.
Aber kühl war es heute – die Sonne wollte sich in der ersten Hälfte des Tages einfach nicht blicken lassen. Und so sehnten wir uns auch bald schon nach der Mittagsrast mit der Option auf ein wärmendes Essen oder Getränk.
Wir folgten weiter dem Verlauf des Mains und mit jedem Kilometer stieg unsere Stimmung, denn langsam hatten auch die Temperaturen mit uns Radlern ein Einsehen.
Am Spätnachmittag meinte es dann die Sonne fast schon zu gut mit uns und wir sehnten uns auf die obligatorische Biergartenpause kurz vor der Ankunft. Aber was ist das?
Der erste geplante Biergarten war durch eine Familienfeier völlig überbelegt. Keine Chance für uns Radler, da in absehbarer Zeit etwas ergattern zu können. Na gut – wir sind ja flexibel! Auf geht es zum Nächsten. Dieser ließ dann auch nicht lange auf sich warten und so bestand auch an diesem Tag wieder keinerlei Gefahr durch drohende Unterhopfung. Und dann ging es auch schon wieder los zur letzten Hotelankunft der Tour.
„Wir waren hier doch schon mal“ tönte es in der Runde. Waren wir auch – aber warum einige von uns, auch ich, das verdrängt haben, kam uns als wir dann beim Abendessen saßen.
Aber eine 0,4er Schorle würde bei den Preisen auch auf gut 5€ kommen – eigentlich ein NoGo für radelende Schorle-Fans. Doch irgendwie arrangierten wir uns auch mit dieser Situation und am Ende klang auch dieser letzte Abend der Tour in gemütlicher Runde aus.
4. und letzter Tag: Von Bürgstadt nach Bischofsheim – nicht über den Mainradweg
Und da war er auch schon, der letzte Tag – es ging zurück nach Bischofsheim. Aber wieso ab Aschaffenburg immer noch dem Mainradweg folgen?
Das sind doch mindestens 30 km mehr! Die ersten blasphemischen Bemerkungen in dieser Richtung kamen auf.
„Wir können doch direkt fahren – kurz vor Aschaffenburg, über Grossostheim und dann über Messel, da sparen wir doch etliche Mainschleifen“ waren die ersten Aufrufe zur Insubordination – denn wie hieß die Aufgabe des Radlergottes noch mal gleich – ach ja „Folge dem Mainradweg und alles ist gut!“.
Aber der Plan stand. Mittagessen in der Thomashütte. Da konnte dann Bert auch in den Begleit-Bus steigen und so ein paar Stunden mehr Freizeit gewinnen bevor es dann für ihn als Reiseleiter bei der Radtour am nächsten Tag schon wieder weiter ging.
Aber die Strafe für die Missachtung der Vorgaben des Radlergottes folgte für uns Abtrünnige dann auf dem Fuße.
Ab jetzt stand der Rückenwind auf der Brust und das schon auf dem Weg nach Großostheim. Und wie! Und er hielt an. #
Der Weg nach Messel zog sich so immer länger und dann kurz vor der Ankunft – was ist das???
Der Weg war hoch mit Schotter frisch aufgefüllt und es galt nun noch ein paar anstrengende gefährlich rutschige Kilometer bis zur Ankunft an der Thomashütte zu bewältigen. Aber auch diese Hürde wurde trotz eines Sturzes gemeistert und so konnte in der Thomashütte bei leckerem Essen die Mittagsrast eingeläutet werden.
Nach dieser Rast verabschiedeten wir uns von Bert und unserem Begleitbus und Dieter übernahm jetzt die Führung der verbliebenen Radlertruppe.
Heiß war es mittlerweile geworden und so entschieden wir uns nicht über Messel sondern durch den Wald über Langen zu fahren – ein weiser Entschluss bei den Temperaturen. Und es bot sich so natürlich auch noch eine Möglichkeit für die nun schon obligatorische Rast kurz vor Ankunft. Das „Hasslocher Brauhaus“ lud nun die Gruppe zur „Letzten Rast der Tour“ ein. Aber ab da trennten sich dann meine Wege von denen der Truppe, da ich auf Grund eines Geburtstages direkt nach Hause fahren wollte.
Dann nach der Ankunft in Bischem noch schnell das „schwere“ Gepäck aus dem Vereinsbus bei Gabi und Bert abgeholt und die 6. RVB-Tour war für mich Geschichte ….
Aber es wird bestimmt nicht die letzte Tour gewesen sein – denn in dieser Konstellation immer wieder gerne!
Das war auch die einhellige Meinung, die an den letzten Abenden immer wieder bestätigt wurde.
Also dann bis zum nächsten Mal – und ich bin jetzt schon auf das gespannt, was sich der Radlergott an Prüfungen für uns ausdenken wird!
Berichtet von Axel Kretschmer – Fotos: RVB