8. Mittwochsradlertour 2019: „Tour de France“ – na ja – jedenfalls ganz nah an der Grenze entlang
Nun stand sie also wieder an, unsere 8. Mittwochsradlertour 2019
Natürlich wollten wir uns auch diesmal wieder etwas Besonderes gönnnen. Und da wir darin ja inzwischen schon geübt waren, wollten wir uns auch diesmal wieder trauen und uns den reißenden Abfahrten eines hohen Berges auszusetzen.
Schnell war so entschieden – es sollte in den Schwarzwald gehen, genauer gesagt nach Freudenstadt. Dort sollte dann der Tour-Start auf über 800 Meter Höhe erfolgen, um uns von dort, ins RheinTal donnernd, bis an die französischen Grenze zu bringen.
Ab da sollte es dann weiter nach Ludwigshafen gehen, um dann bei Worms wieder auf die hessische Seite zu wechseln, auf der es dann zurück nach Bischofsheim gehen sollte.
Aber beginnen wir erst mal am Anfang!
Tag Eins: Von Freudenstadt nach Biberach
Auch dieses Mal trafen sich also wieder 9 unerschrockene RVB-Radler, die unterstützt von einem 3-Frauen starken Supporter-Team das Abenteuer Schwarzwald-Abfahrt wagen wollten.
Treffen war wie schon die letzten Jahre um 7:45 und routinemässig waren die Räder schnell auf dem Fahrrad-Anhänger festgezurrt und so setzte sich der Tross pünktlich um acht Uhr Richtung Schwarzwald in Bewegung.
Aber was war denn das? Ohne jede Auffälligkeit erreichten wir unseren Startplatz, den Marktplatz von Freudenstadt – sollten es die Radel-Götter diesmal wirklich so gut mit uns meinen?
Auch das Entladen erfolgte jetzt schon wieder in altbekannter Routine – Fahrräder abladen, Anhänger an den rückreisenden Bus anhängen und verabschieden. – Und weg war er, unser Zweitbus, und das Abenteuer konnte beginnen.
Noch völlig im tranigen „Bus-Mitfahrer-Mode“ startete unsere 9 Mann starke Radelgruppe gegen 11 Uhr und legte die ersten Tour-Meter zurück. Aber so langsam wurde man dann doch wach im Kopf.
Moment mal? Sollte der Start nicht auf über 800 Meter erfolgen? Aber noch zeigte der Höhenmesser eine deutliche 6 am Anfang – Oh je!
Und dann kam er auch schon, der erste RICHTIGE Anstieg der Tour. Fast 100 Höhenmeter waren zu überwinden.
Wir legten uns alle ins Zeug und gaben alles, aber der Weg wurde immer steiler und immer schottriger.
„Es reicht!“ hörte man vereinzelt die „lauten“ Gedanken der Radler und während der ein oder andere doch noch versuchte seinen inneren Schweinhund zu bekämpfen und nach oben trullerte, ergaben sich andere endgültig in ihr Schicksal und begannen zu schieben.
Aber egal! Auch trullernd war man nicht wirklich schneller und so traf sich die Gruppe zeitnah am höchsten Punkt der Steigung. Dafür waren jetzt aber wirklich alle wach und tatsächlich auch im Radler-Mode angekommen.
Und das war auch gut so, denn es galt nun die erste richtige Abfahrt des Tages zu meistern!
Und die liess die Strapazen des Aufstiegs schnell vergessen undvwir kamen gut ab jetzt vorran. Auch ein zweiter eher noch etwas biestigerer Anstieg wurde jetzt deutlich souveräner bewältigt und somit war damit tatsächlich auch die Haupthürde des heutigen Tages geschafft – ab nun ging es nur noch bergab …
Bei aller Freude über die schnellen Abfahrten, langsam wurde es dann doch auch Zeit für eine Mittagspause.
Schnell hatten wir uns mit unserem Begleitteam abgesprochen und wir trafen uns in einem Biergarten mit schwäbischen Spezialitäten!
Aber auch bei aller Gemütlichkeit, irgendwann hieß es dann doch die letzten 40 km zum Hotel zu meistern.
„Es geht ja quasi nur bergab, da treffen wir uns also direkt im Hotel wieder“, meinte der, der immer Fuerte. Und gesagt, getan, schickten wir das Bus-Team voraus und machten uns auf den Weg – ohne eine geplante weitere Pause!
Wenn das nur mal kein Fehler war ….
Denn es kam wie es kommen musste!
Nach wenigen weiteren 10 Kilometern zeigten sich auch diesmal bei einzelnen Mitradlern schon bald die ersten Symptome einer akuten Unterhopfung.
Aber der, der immer Fuerte, kannte diesmal keine Gnade: „Es ist ja nur noch einen halben „Mittwochsradler“ weit bis zum Hotel, da brauchen wir keine extra Pause mehr“ und mit diesen Worten ging es weiter.
Und es ging eigentlich auch gut voran, aber das Wetter wurde nun immer besser und auch die Sonne kam immer hervor – und es wurde wärmer und wärmer.
Somit zeigten sich die Folgen der akuten Unterhopfung immer deutlicher und breiteten sich in der gesamten Gruppe immer weiter aus.
Irgendwann war dann sogar der, der immer Fuerte, betroffen und haderte an seinem GPS-Routing.
Verzweifelt auf dem Navigations-Gerät herumtippend, hörte man nur dauernd sowas wie
„Wir haben doch schon längst die Kilometer, wo bleibt denn nur das Hotel?“ …
Also Krisen-Rast und Dr. Google gefragt – und der hatte auch ein Einsehen:
„Immer den Weg weiter – in 3 Minuten mit dem Rad erreichbar – liegt dein Ziel!“
Es wurden also dann doch fast 65 km am ersten Tour-Tag, aber so kam sofort wieder Hoffnung in die Gruppe – und los gings zum Ziel.
Und wie auch meist bei den letzten Touren, war es auch dieses mal wieder Lufti, der als Erster das Hotel erreichte.
Aber anstatt, dass er uns grinsend mit einer Hopfenkaltschale empfing, die schlechte Nachricht – das Hotel hat noch zu und auch der Begleitbus war noch nicht da ???
Aber schnell klärte sich der Fall! Das Hotel öffnete erst um 17:00.
Also genossen wir die Abendsonne im Biergarten des Hotels und harrten der Getränke, die dann doch hoffentlich bald folgen sollten.
Und dann endlich, die ersten Anzeichen von Leben im Hotel und schon gleich wurden dann auch die ersten Bestellungen entgegengenommen.
Und bis die Getränke dann bei allen angekommen waren, war auch unser Bus-Begleitteam endlich da.
Denn wie es sich für gestandene Autofahrer gehört, mussten sie natürlich den hiesigen Abendstau unbedingt voll auskosten.
Ja, den hatten wir auch einige Zeit vorher vom Radweg aus bewundern können.
Und so endete diese erste Etappe der Tour in gemütlicher Runde und mit dem Wissen im Kopf, daß morgen der Tag mit der größten Etappenlänge folgen würde.
Tag Zwei: Von Bieberach nach Neuburg am Rhein
Heute hieß es nun Kilometer schrubben, mindestens 110km standen auf dem Programm.
Und nach einem guten Frühstück ging es auch pünktlich los.
Das Wetter war eigentlich ideal, nicht zu warm und der Wind eher nass-kalt. Na – immerhin kam er auch ab und zu aus der richtigen Richtung. So kamen wir recht gut voran und planten so bei ca 60 km unsere Mittagsrast. Die wurde dann aber erst einmal zum Problem, denn alle Wunschziele hatten zu, oder waren schlichtweg zu weit entfernt.
Aber dann hatte unser Begleitteam eine göttlliche (dem Radlergott sei Dank!) Eingebung und entdeckte ein an ein Gartencenter angegliedertes Café mit Biergarten.
Somit war auch dieses Problem erfolgreich gelöst und wir konnten bei schwäbischen Spezialitäten wieder Kraft tanken.
Und so waren diesmal Fleischmaultaschen mit Salat die erste Wahl.
Auf, weiter ging es, und immer mehr näherten wir uns der Rheinebene. Und dann endlich sahen wir auch den Rhein. Also hinauf auf den Dammweg und weiter Kilometer machen …
Aber Hoppla „Müsste der Rhein eigentlich nicht flussabwärts fließen“ fragte sich der, der immer Fuerte?
Und Recht hatte er – schnell war das Problem erkannt und die Truppe endlich wieder in der richtigen Spur äh Richtung unterwegs.
Und dann bei einer Rast eine der Begegnungen der besonderen Art, die man auf solchen Touren erlebten kann.
Ein sonnengegerbter Radler, selbiges über und über mit Satteltaschen beladen und zudem mit einem Anhänger versehen, fragte uns etwas auf Französisch.
Das verstand zwar keiner wirklich, aber dann gelang auf English die Konversation.
„Wo es hier zum Campingplatz gehe?“ wollte er wissen.
Der war zum Glück gleich um die Ecke. Also kam man ins Gespräch. Er sei 71 Jahre alt, erzählte er dann. Sein Auto stehe in Mühlhausen und er sei jetzt schon seit 2,5 Monaten mit dem Rad unterwegs – und er sei in der Zeit gute 2000km geradelt – RESPEKT!
Aber auch wir hatten ja noch ein paar Kilometer zu fahren und so machten wir uns auf den Weg.
Der Wind ließ diesmal aber leider keinen Rhythmus bei uns aufkommen und so zog sich die letzte Etappe gefühlt sehr in die Länge.
Aber auch die längste Etappe ist dann irgendwann einmal geschafft und nach gut 118km erreichten wir endlich unser Hotel – mit griechischer Restauration.
Und so klang bei sehr leckerem griechischen Essen auch diese lange Etappe in gemütlicher Runde gut aus.
Tag Drei: Von Neuburg am Rhein nach Ludwigshafen
Laut von mir heruntergeladenem GPS-Routing stand heute die kürzeste Etappe der Tour an!
Also hatten wir viel Zeit mit dem Start, zumal es an diesem Morgen morgens noch sehr nass war.
So starteten wir diesmal nicht ganz so pünktlich wie sonst in die 3. Etappe unserer Tour.
Windig war es heute auch noch – aber diesmal hatte der Radelgott ein Einsehen – wir hatten Rückenwind!
Vom Winde getrieben ging es so zügig voran – so zügig, dass wir irgendwann feststellten, dass wir unsere Route verpasst hatten und die ersten Bonus Kilometer des Tages einsammeln konnten.
Aber trotzdem lief es jetzt gut und als wir dann die Boeing 747 in Sinsheim sahen wussten wir, dass wir es bald geschafft haben würden. Das meinte zumindest auch mein GPS, nur noch wenige Kilometer bis zum Hotel.
Bald war das Hotel auch erreicht und dann die Ansage von dem, der immer Fuerte:
„Hier wollte ich eigentlich Station machen ??? – Aber die sind wegen einer Hochzeit belegt, hoffentlich haben die wenigsten noch einen Platz frei für unsere Pause?“
Hatten sie natürlich nicht! Und unser Hotel ist jetzt wo ???
„Das ist keine 10 Kilometer mehr weg – die haben aber nur Mo-Fr Bewirtun!“ und heute war ja Samstag…
OK OK, das mit dem falschen Hotel im Routing war mein Fehler – ich hatte eine alte Version der GPS-Karte geladen.
Also hieß es jetzt noch mal gute 10 weitere Kilometer radeln.
„Aber wie machen wir das jetzt mit dem Abendessen, die Restauration ist ja heute zu?“
Aber auch hier half jetzt Dr. Google wieder uns beruhigten, denn ein Grieche und ein deutsches Lokal sollten fußläufig erreichbar sein …
Moment Nal – Grieche! Hatten wir doch gerade erst gestern!
Na egal, erst einmal ankommen.
Das erwies sich aber als schwieriger als gedacht, denn die Straßenführung in Ludwigshafen ist wohl nur für Ortsansässige intuitiv nach zu vollziehen.
Die Folge waren viele GPS-Routen und eben so viele Meinungen zum richtigen Streckenverlauf.
OK – Mein GPS wusste, wo es lang gehen sollte und ich fuhr so voraus.
Aber dann, wo blieb denn die Truppe – WEG!
Also zurück und – KEINER MEHR DA! Weiter gesucht und keinen gefunden …
Na gut, dann halt weiter direkt zum Hotel.
Die Anderen waren jetzt natürlich schon da und auch schon bereits beim Einchecken … kann passieren …
Dafür lief es ab dann aber super – kleine feine saubere Zimmer und die Rezeption bot direkt an, sich auch um unsere Reservierung fürs Abendessen zu kümmern.
„12 Plätze für die Radlergruppe – kein Problem!“ das hörte sich doch gut an!
Und so stärkten wir uns an diesem letzten Abend noch einmal bei typisch deutschen Spezialitäten bevor es uns dann wieder ins Hotel zurückzog.
Aber HALT – so geht das doch GAR NICHT!!!
Das war doch der letzte Abend der Tour und wir hatten doch noch den vom Verein gespendeten Wein dabei, sogar gekühlt! Danke dafür ans Bus-Team!
Aber zum Glück hatte das Hotel eine Terrasse mit Tischen und Stühlen – zwar angekettet, aber trotzdem so nutzbar, dass einem abendlichen Schorle-Ausklang nichts wirklich im Wege stand.
Und entsprechend spät endete dann auch dieser letzte gemütliche Tour Abend….
Tag Vier: Von Ludwigshafen nach Bischem
Der letzte Tag der Tour – es geht also wieder nach Hause!
Scheinbar nicht nur für uns ein trauriger Moment, denn auch der Himmel musste weinen – zumindest hing eine dicke Regenfront über Ludwigshafen und machte auch keine wirklichen Anstalten weiter zu ziehen.
Also erst einmal VIEL Zeit lassen – und dann endlich, ein Hoffnungsschimmer!
Genau zu unserer normalen Startzeit, um 9 Uhr, gab es eine Wolkenlücke, die wir natürlich sofort ausnutzten.
Flott, aber mit dunklen Wolken im Nacken ging es so in Windeseile gen Worms – dem Schiebewind sei Dank!
Dort rollten wir dann über die Brücke zurück in heimische hessische Gefilde, aber nicht direkt gen Bischem, denn wir hatten noch einen kurzen Zwischenstopp beim RTF in Bürgstadt auf der Tour-Agenda.
Immerhin war uns der Rückenwind auch weiterhin gut gesinnt und so ging es die gut 40 km nach Bürgstadt flott voran.
Gerne nutzte dann dort unsere Radler-Truppe die dort geplante Unterbrechung, um sich bei Kaffee, Kuchen oder aber auch einer Bratwurst noch einmal für die nächste Etappe zu stärken. Denn die sollte dann bis fast nach Hause bringen. Fast, denn auf der Hessenaue wollten wir unsere Tour im Grundstein ausklingen lassen! Ausklingen???
Ja klar, wir hatten dann zwar noch einmal gute 15km zu radeln – aber das war dann ja nun wirklich nur noch ’ne echte halbe Mittwochsradler Runde!
Und wie schon mal gesagt – die Winde waren uns auch weiterhin hold und so ging es flott voran – Hessenaue wir kommen!
Wärmer und wärmer wurde es und wir trafen bei bestem Sonngtagswetter auf der Hessenaue ein. Schnell waren Tische und Sonnenschirme für uns zusammen gerückt und die Tour ging in die letzte und gemütlichste Runde über.
„Wollt ihr Getränke bestellen?“ „Ja klar und auch gerne mehr als eins .. !“
„Auch was essen?“ „Ja klar, aber nur ne Kleinigkeit!“ – also am Besten Salat.
Viele entschieden sich deshalb für Handkäs- oder Spargel-Salat.
Aber Spargel war aus – also war jetzt Handkäs-Salat bei fast allen die erste Wahl!
Und dann, was war denn das nur für eine Portion – also eine Kleinigkeit war das nun wirklich nicht – aber sehr lecker!
Also wurde die Pause etwas länger und auch das ein oder andere Getränk wurde noch nach bestellt. Aber irgendwann war es dann doch soweit, man wollte nun doch endlich nach Hause …
Mann, was können 15 Kilometer lang werden, wenn man schon mal auf Cool-Down umgeschaltet hatte …!
Aber letztendlich war dann auch das letzte Stück geschafft und bei der Gepäckübergabe am Bus endete diese 8. Tour für die meisten dann ganz offiziell in der Mainzer Straße!
Und wer jetzt fragt – gibt es 2020 die 9. RVB-Mittwochsradler-Tour?
Dem werden jetzt wohl viele Mitradler, genau wie ich, mit einem sicheren „JA KLAR DOCH!“ antworten!
Berichtet von Axel Kretschmer